Pfirsich-Kräuselkrankheit – Eine Herausforderung für den Obstgarten

An dem Thema Pflanzenkrankheiten kommen selbst ambitionierte GärtnerInnen nur schwer vorbei. Besonders frustrierend ist es, wenn die seltenen und kostbaren Pflanzenlieblinge befallen werden. Nach anfänglichem Frust mag der gärtnerische Ehrgeiz vielleicht noch entfacht werden, doch schon bald kann dieser blitzschnell in Resignation umschlagen.

Viele KundInnen haben es in zahlreichen Beratungsgesprächen mit mir bereits erlebt. Ein Beispiel soll das übliche Problem verdeutlichen:

KundInnen: „Wir wollen ein neues Obstgehölz für unseren Garten / Balkon / Kleingartenanlage / o.ä. An einem Apfel haben wir kein Interesse, der wird zu groß / den haben wir schon / der ist uns zu langweilig. Wir hatten an etwas ganz Besonderes gedacht. Wie wäre es denn mit einem Pfirsich?

Auf solche Anfragen kann ich meist lediglich mit einem fast resignierten Seufzer reagieren. Es folgen reichlich Gründe, warum ein Pfirsich im konkreten Falle nicht geeignet ist. Dafür gibt es viele Gründe: nicht der richtige Standort, der Pflegeaufwand ist zu hoch, der Schnitt ist nur etwas für Fortgeschrittene und nicht zuletzt besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Schädlinge und Pilzerkrankungen. Womit wir wieder beim Thema wären: Pflanzenkrankheiten.

Peach leaf curl disease - a challenge for the orchard

Even ambitious gardeners find it difficult to avoid the topic of plant diseases. It is particularly frustrating when the rare and precious favourites are infested. After initial frustration, horticultural ambition may still be kindled, but this can soon turn into resignation in a flash.

Many customers have already experienced this in numerous consultations with me. Here is an example to illustrate the usual problem:

Customer: "We want a new fruit tree for our garden / balcony / allotment / or similar. We're not interested in an apple, it will be too big / we already have it / it's too boring for us. We were thinking of something very special. How about a peach?"

I can usually only respond to such requests with an almost resigned sigh. There are plenty of reasons why a peach is not suitable in this particular case. There are many explanations for this: not the right location, the care required is too high, pruning is only for advanced gardeners and, last but not least, there is an increased susceptibility to pests and fungal diseases. Which brings us back to the topic: Plant diseases.

Kräuselkrankheit -
Kräuselkrankheit - "Kräuselkrankheit durch Taphrina deformans" by blumenbiene is licensed under CC BY 2.0. To view a copy of this license, visit https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/?ref=openverse.

Eine bei Pfirsichbäumen besonders weit verbreitete Krankheit ist die Pfirsich-Kräuselkrankheit. Sie wird verursacht durch den Pilz Taphrina deformans, ein optisch dramatisches und gefürchtetes Krankheitsbild bei Pfirsichbäumen. Bereits im Frühjahr werden die Pfirsichblätter von blasigen Verformungen heimgesucht, die eine weißlich-grüne bis rötliche Färbung annehmen. Diese befallenen Blätter vertrocknen schließlich und fallen ab, was nicht nur das ästhetische Erscheinungsbild des Baumes beeinträchtigt, sondern auch erhebliche ökonomische Konsequenzen im Erwerbsobstbau nach sich zieht.

Die Auswirkungen reichen von einem Ertragsausfall bis zur Schwächung des gesamten Baumbestandes. In besonders schweren Fällen führt die Infektion dazu, dass auch die Früchte abgestoßen werden. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um den Pilzbefall zu kontrollieren und die Gesundheit des Pfirsichbaums zu erhalten.

Eine relativ effektive aber leider unökologische Lösung gegen die Pfirsich-Kräuselkrankheit ist für das jeweilige Jahr zugelassene Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Difenoconazol (Stand: 2024). Die Anwendung dieser Produkte ist vor der Blüte möglich, jedoch auf maximal drei Behandlungen im Jahr beschränkt. Die empfohlene Dosierung und genaue Anwendung entnehmen Sie bitte der jeweiligen Packungsbeilage. Die erste Behandlung sollte bei Beginn des Knospenschwellens erfolgen, insbesondere bei feuchter und milder Witterung. Es ist erwähnenswert, dass diese Bedingungen in einigen Jahren bereits im Januar vorherrschen können. Zudem ist wichtig zu betonen, dass die frei verkäuflichen Präparate lediglich eine befallsmindernde Wirkung erzielen. Eine regelmäßige Überwachung des Baumbestands und die rechtzeitige Anwendung der fungiziden Maßnahmen sind daher von entscheidender Bedeutung, um die Ausbreitung der Pfirsich-Kräuselkrankheit in der Landwirtschaft zu kontrollieren.

Peach leaf curl disease is a particularly widespread disease in peach trees. It is caused by the fungus Taphrina deformans, a visually dramatic and dreaded disease in peach trees. As early as spring, the peach leaves are affected by blistered deformations that take on a whitish-green to reddish colour. These affected leaves eventually dry and fall off, which not only affects the aesthetic appearance of the tree, but also has considerable economic consequences in commercial fruit growing.

The effects range from a loss of yield to the weakening of the entire tree population. In particularly severe cases, the infection also leads to the fruit being rejected. It is therefore crucial to take early action to control the fungal infestation and maintain the health of the peach tree.

A relatively effective but unfortunately unecological solution against Peach leaf curl disease are fungicides with the active ingredient difenoconazole, which are approved for the respective year (as of 2024). These products can be used before flowering, but are limited to a maximum of three treatments per year. Please refer to the respective package leaflet for the recommended dosage and exact application. The first treatment should be carried out at the beginning of bud swelling, especially in humid and mild weather. It is worth noting that in some years these conditions can prevail as early as January. It is also important to emphasize that the over-the-counter preparations only have an infestation-reducing effect. Regular monitoring of the tree population and the timely application of fungicidal measures are therefore essential to control the spread of Peach leaf curl disease in agriculture.

Plantage -
Plantage - "Peach orchard in bloom" by Vironevaeh is licensed under CC BY-SA 2.0. To view a copy of this license, visit https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/?ref=openverse.

Ich möchte an dieser Stelle klar äußern, dass ich persönlich den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln im Privatgarten meide! Obgleich es im Erwerbsobstbau teilweise notwendig ist, Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen, um einen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden, stellt sich die grundlegende Frage, aus welchen Gründen es überhaupt zu Problemen bei den Pflanzen kommt. In der Landwirtschaft ist vornehmlich die Monokultur eine Hauptursache für auftretende Pflanzenkrankheiten. Im Privatgarten ist es möglich, der Problematik durch den bewussten Einsatz von pilzresistenteren Sorten aus dem Weg zu gehen. Die Auswahl resistenter Sorten trägt maßgeblich dazu bei, das Risiko einer Infektion zu minimieren und die langfristige Gesundheit des Pfirsichbaums zu gewährleisten.

Prunus persica ‘Amsden’: süße Früchte, widerstandfähig und winterhart, hohe Erträge, bienenfreundlich, kräftiger Wuchs

Prunus persica ‘Mayflower’: saftige Früchte, wenig anfällig für Kräuselkrankheit, starkanfällig für Monilia (ein weiterer Schadpilzerreger), hohe und frühe Erträge, mittelstark wachsend

Prunus persica ‘Benedicte’: saftig, süße Früchte, geringe Kräuselanfälligkeit, hoher Ertrag, gut lagerbar und transportfähig, empfehlenswerte Neuheit

Prunus persica ‘Roter Ellerstädter’: sehr saftige, aromatische, langovale Früchte, gering anfällig für Kräuselkrankheit, winterhart, kräftiger Wuchs

Zusätzlich zu den chemischen Bekämpfungsmethoden und der Auswahl resistenter Sorten spielt eine umfassende Pflege des Pfirsichbaums eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Pflanzenkrankheiten im Allgemeinen. Die Basics: ein gesunder Boden (Bodenorganismen!), richtiger Standort, angemessene Bewässerung und regelmäßige organische Düngung fördern die Widerstandsfähigkeit des Baumes gegenüber Krankheiten. Es ist wichtig, Bodenverbesserungsmittel in den Boden einzuarbeiten (Bodenaktivator, Mykorrhiza-Pilze, Kompost), um die Bodenstruktur zu verbessern und ein optimales Wachstumsumfeld zu schaffen. Zu diesem Thema eignet sich die Lektüre des Blogbeitrags vom 30. Oktober 2022 mit dem Titel „Was hat es mit Mykorrhiza auf sich?"

Darüber hinaus sollten abgefallene Blätter und infizierte Pflanzenteile regelmäßig entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu minimieren. Dies verhindert, dass sich der Schadpilz überwinternd im Gartenboden ansiedelt und im nächsten Frühjahr erneut ausbreitet. Ein gründliches Entfernen der abgefallenen Blätter um den Baum herum trägt zusätzlich dazu bei, den Krankheitsdruck zu verringern. Das bedeutet nicht, dass alle Blätter jeder Pflanze aus dem heimischen Garten verbannt werden sollten. Grundsätzlich trägt das abgefallene Laub zum natürlichen Stoffkreislauf bei und erhöht die Aktivität der Bodenorganismen. Nur das Laub eines schadpilzempfindlichen Obstgehölzes sollte entfernt werden.

Bei der Wahl des Standorts ist darauf zu achten, dass der Pfirsichbaum ausreichend Sonnenlicht erhält und eine gute Luftzirkulation ermöglicht wird (trotzdem: Standort weitestgehend windgeschützt!). Beide Faktoren tragen dazu bei, dass die Luftfeuchtigkeit um die Blätter herum reduziert wird, was das Wachstum des Pilzes begrenzt. Eine durchdachte Platzierung der Bäume in Bezug auf ihre Nachbarn und Strukturen im Garten kann somit einen weiteren bedeutenden Beitrag zur Vorbeugung gegen die Pflanzenkrankheiten leisten.

Insgesamt erfordert die effektive Vorbeugung der Pfirsich-Kräuselkrankheit eine ganzheitliche Herangehensweise, die präventive Maßnahmen, eine sorgfältige Baumpflege und im schlimmsten Falle eine chemische Bekämpfung beinhaltet. Durch die Kombination dieser Maßnahmen können Hobby-Obstgärtner nicht nur die akuten Symptome der Krankheit lindern, sondern auch langfristig die Widerstandsfähigkeit ihrer Pfirsichbäume stärken.

Der Pfirsich ist nach alledem eine wahre Diva. Wer Herausforderungen im Garten sucht, ist jedoch mit diesem Obstbaum gut beraten und sollte sich nicht entmutigen lassen. Sollten Sie noch nach einer Besonderheit in Ihrem Garten suchen – probieren Sie doch mal einen Kakibaum (Diospyros kaki) aus. An einem geschützten Standort platziert, sind diese Exoten weitgehend resistent gegen Pflanzenkrankheiten und werden nur selten von Schädlingen befallen. Bei der Umsetzung stehen wir Ihnen natürlich jederzeit zur Verfügung und freuen uns über Ihr Pflanzenglück.

Sebastian Keller-Lewis

I would like to make it clear at this point that I personally avoid the use of chemical pesticides in private gardens! Although it is sometimes necessary to carry out plant protection measures in commercial fruit growing in order to avert economic damage, the fundamental question arises as to why problems occur in the plants in the first place. In agriculture, monoculture is the main cause of plant diseases. In private gardens, it is possible to avoid the problem by consciously using more disease-resistant varieties. The selection of resistant varieties makes a significant contribution to minimizing the risk of infection and ensuring the long-term health of the peach tree.

Prunus persica 'Amsden': sweet fruit, resistant and frost hardy, high yields, bee-friendly, vigorous growth

Prunus persica 'Mayflower': juicy fruit, less susceptible to peach leaf curl disease, highly susceptible to monilia (another fungal pathogen), high and early yields, medium vigorous growth

Prunus persica 'Benedicte': juicy, sweet fruit, low susceptibility to peach leaf curl, high yield, easy to store and transport, recommended novelty

Prunus persica 'Roter Ellerstädter': very juicy, aromatic, long-oval fruits, low susceptibility to peach leaf curl disease, hardy, vigorous growth

In addition to chemical control methods and the selection of resistant varieties, comprehensive care of the peach tree plays a decisive role in the fight against plant diseases in general. The basics: a healthy soil (soil organisms!), the right location, adequate irrigation and regular organic fertilization promote the tree's general resistance to diseases. It is important to incorporate soil conditioners into the soil (soil activator, mycorrhizal fungi, compost) to improve the soil structure and create an optimal growing environment. On this topic, it is worth reading the blog post from November 3, 2022 entitled  “What is mycorrhiza all about?”

In addition, fallen leaves and infected plant parts should be removed regularly and disposed of with household waste to minimize the spread of pathogens. This prevents the harmful fungus from overwintering in the garden soil and spreading again next spring. Thoroughly removing fallen leaves from around the tree helps to reduce disease spread. This does not mean that all the leaves of every plant should be banished from the home garden. In principle, fallen leaves contribute to the natural material cycle and increase the activity of soil organisms. Only the foliage of fruit trees that are susceptible to pests should be removed.

When choosing a location, make sure that the peach tree receives sufficient sunlight and that good air circulation is possible (nevertheless: location protected from strong, cold wind as far as possible!). Both factors help to reduce the humidity around the leaves, which limits the growth of the fungus. Thoughtful placement of trees in relation to their neighbours and structures in the garden can therefore make a further significant contribution to the prevention of plant diseases.

Overall, effective prevention of Peach leaf curl disease requires a holistic approach that includes pre-emptive measures, thoughtful tree care and, in the worst case, chemical control. By combining these measures, amateur fruit growers can not only alleviate the acute symptoms of the disease, but also strengthen the long-term resistance of their peach trees.

After all this, the peach is a true diva. However, anyone looking for challenges in the garden is well advised to choose this fruit tree and should not be discouraged. If you are still looking for a special feature in your garden, try a persimmon tree (Diospyros kaki). Placed in a sheltered location, these exotic plants are largely resistant to plant diseases and are rarely attacked by pests. We are of course always available to help you with the implementation and look forward to your plants’ happiness.

Sebastian Keller-Lewis